BILDGEBUNG IN DER RHEUMATOLOGIE

Aktuelle Studien von der ACR-Tagung

Prof. Dr. Herbert Kellner

Prof. Dr. Herbert Kellner

Auf dem ACR-Kongress 2023, der in Präsenz und virtuell in San Diego stattfand, wurden wieder zahlreiche interessante Beiträge zum Thema Bildgebung präsentiert. Im Fokus standen insbesondere Studien zum Einsatz der Magnetresonanztomografie (MRT) bei axialer Spondyloarthritis (axSpA).

Da bereits im Beitrag zuvor beschrieben, sei nur kurz auf die ersten Ergebnisse aus dem  bundesweiten Telemedizinprojekt „Improve-axSpA“ verwiesen, in dem die MRT-Befundung eine tragende Rolle spielte. Die Autoren weisen auf ein hohes Risiko einer Überdiagnose von SpA im klinischen Alltag hin. Telemedizinische Tools mit zentraler Auswertung klinischer und bildgebender Informationen könnten im Diagnoseprozess für Patienten mit V. a. axSpA aber künftig sehr hilfreich sein. (1) Kurz dargelegt sei auch eine Auswertung der SPACE-Kohorte über 2 Jahre, die bei Rückenschmerz-Patienten mit V. a. frühe axSpA einen nur geringen Nutzen wiederholter MRT-Untersuchungen in Bezug auf die diagnostische Ausbeute ergab. Eine mögliche Option ist dies vor allem bei HLA-B27-positiven Patienten, insbesondere wenn es sich um Männer handelt. (2)

Im Fokus: MRT bei axialer SpA

Eine tschechische Gruppe untersuchte das Vorliegen einer Sakroiliitis bei 100 Verwandten ersten Grades von Patienten mit radiografischer (r-)axSpA. Klinische und rheumatologische Untersuchungen wurden durchgeführt inklusive einer MRT der Iliosakralgelenke (ISG) durch einen Rheumatologen, der keinen Einblick in sämtliche Patientendaten hatte. Die Probanden wurden in eine SpA- (gemäß ASAS-Klassifikationskriterien und Arztmeinung) und Nicht-SpA-Subgruppe unterteilt.

Eine aktive Sakroiliitis im MRT wurde bei 13 Probanden entdeckt, bei denen zusätzlich axSpA diagnostiziert wurde, 7 (54 %) wiesen bereits fortgeschrittene radiologische ISG-Veränderungen auf. Darüber hinaus lag bei 4 Probanden eine aktive Sakroiliitis ohne Rückenschmerzen vor. Die ASAS-Klassifikationskriterien erfüllten 26 Personen, bei 14 bestätigte sich die Diagnose einer SpA (13 erfüllten die Kriterien für axiale, 1 für periphere SpA). Darüber hinaus erfüllten 12 Teilnehmer den klinischen Teil der ASAS-Klassifikationskriterien für axSpA, bei denen jedoch nach Arztmeinung keine axSpA vorlag. Die Analyse zeigte einen signifikanten Unterschied bei CRP (8,8 vs. 2,3 mg/l; p=0,0048) und BASDAI (3,1 vs. 1,76; p=0,0054) zwischen der SpA- und Nicht-SpA-Subgruppe. Personen mit SpA-Diagnose waren im Vergleich zur Nicht-SpA-Subgruppe signifikant häufiger HLA-B27-positiv (87 vs. 43 %; p=0,0069) und hatten öfter entzündliche Rückenschmerzen (57 vs. 9 %; p=0,0002). In dieser Querschnittsstudie hatten 17 % der Verwandten ersten Grades von r-axSpA-Patienten eine Sakroiliitis im MRT, jedoch wurde aufgrund fehlender Rückenschmerzen nicht bei allen eine SpA diagnostiziert. Ein Viertel erfüllte die ASAS-Klassifikationskriterien, bei 14 % wurde aufgrund der ärztlichen Meinung eine SpA diagnostiziert. (3)

Eine europäische Gruppe untersuchte in einer internationalen multizentrischen Studie die Prävalenz der für eine Polymyalgia rheumatica (PMR) charakteristischen Ultraschall (US)-Befunde in einer Kohorte (n=390) neu diagnostizierter PMR-Patienten. Bei der Diagnose wurden die Patienten einer bilateralen US-Untersuchung der Schulter- und Hüftgelenke unterzogen. Das Vorliegen von Gelenkerguss (Hüfte, Glenohumeral), Schleimbeutel- (Subdeltoideus, Trochanter) und Sehnenscheidenentzündung (lange Bizepssehne) wurde aufgezeichnet. Bei allen untersuchten PMR-Patienten wurde ≥1 US-Anomalie der Schulter- oder Hüftgelenke festgestellt, wobei eine bilaterale Tendosynovitis der langen Bizepssehne mit 83 % der häufigste Befund war, gefolgt von Bursitis subdeltoidea mit 78,5 %. (4)

Prof. Dr. med. Herbert Kellner
Schwerpunktpraxis für Rheumatologie und Gastroenterologie
und Ärztlicher Leiter der Abteilung Rheumatologie
Romanstr. 9, 80639 München

Quellen: 1 Poddubnyy D et al., Arthritis Rheumatol 2023; 75 (Suppl 9): Abstr. 1392 | 2 Marques ML et al., Arthritis Rheumatol 2023; 75 (Suppl 9): Abstr. 0845 | 3 Bubova K et al., Arthritis Rheumatol 2023; 75 (Suppl 9): Abstr. 1403 | 4 Hocevar A et al., Arthritis Rheumatol 2023; 75 (Suppl 9): Abstr. 1036