KOOPERATION ZWISCHEN DEM BDRH UND RHADAR

Die Hintergründe und Ziele

Dr. Silke Zinke

Dr. Silke Zinke

PD Dr. Stefan Kleinert

PD Dr. Stefan Kleinert

Seit einigen Monaten gibt es einen Kooperationsvertrag zwischen dem Berufsverband Deutscher Rheumatologen (BDRh) und der RheumaDatenRhePort GbR (RHADAR)-Gruppe. Über die Hintergründe und Ziele informieren Dr. Silke Zinke, Berlin, für den BDRh und PD Dr. Stefan Kleinert, Erlangen, für die RHADAR-Gruppe.

Bevor wir dazu kommen, nochmal kurz zurück zu den Anfängen: wie hat denn die Kooperation begonnen?

Silke Zinke: Mit dem Umstieg auf RheMIT, die die wichtige Plattform RheumaDok des BDRh ablöste, um den modernen Anforderungen gerecht zu werden, benötigte der BDRh dringend eine Lösung, um den medizinproduktkonformen Einsatz von RheMIT in der Therapiesteuerung zu ermöglichen. Eine Eigenentwicklung eines Medizinprodukts wäre inhaltlich und wirtschaftlich nicht zu leisten gewesen. Initiiert von der RHADAR-Gruppe war zu diesem Zeitpunkt mit RheCORD bereits ein zertifiziertes Medizinprodukt vorhanden, das an RheMIT angebunden werden konnte. Somit war es möglich, unsere Plattform um dieses notwendige Tool, zu vergleichsweise geringen Kosten zu erweitern. Dass damit auch gleich eine Tabletversion fürs Wartezimmer mit dabei war, war für uns natürlich zusätzlich ein Gewinn.

Stefan Kleinert: Im ersten Schritt bezog sich die Kooperation auf Nutzungsrechte für die Anbindung von RheCORD an RheMIT, also eine sehr klar umgrenzte Zielsetzung. Bei der RHADAR-Gruppe handelt es sich übrigens um eine Gruppe von Rheumatologen und einem Radiologen, die schon eine ganze Zeit daran arbeiten, mittels digitaler Werkzeuge die Versorgung und Betreuung rheumatologische Patienten zu verbessern. Einige Mitglieder von RHADAR waren auch in der AG IT des BDRh engagiert.

Wie ging es dann weiter?

Stefan Kleinert: Wir stellten in den nächsten Monaten fest, dass die Zusammenarbeit zwischen dem BDRh – über seine Tochtergesellschaft BDRh Service GmbH – und RHADAR auf vielfältiges Interesse  stieß. Die Innovationen von RHADAR, die zuvor nur von den RHADAR-Mitgliedern genutzt wurden, gewannen durch die engere Verbindung zum Berufsverband an Bedeutung. Im Rahmen einzelner konkreter Projekte haben wir uns daher mit der BDRh Service GmbH in eine Zusammenarbeit hineingetastet und gemerkt: es funktioniert.

Silke Zinke: Bald kamen wir aber auf beiden Seiten zu dem Schluss, dass wir einen formalen Rahmen benötigen, um diese Zusammenarbeit fortzuführen oder gar noch auszuweiten. Zum einen sollte es klare, transparente Spielregeln geben und für beide Seiten auch Planbarkeit. Zum anderen wollten wir verhindern, dass der Anschein entsteht, dass Mittel des Verbands für wirtschaftliche Interessen einzelner Gruppen verwendet werden. Aus diesem Grund haben wir Mitte 2023 mit Gesprächen über eine weitergehende Kooperation begonnen.

Wo stehen die Gespräche jetzt?

Silke Zinke: Wir sind nach den ersten Gesprächen sehr schnell zu gemeinsamen Eckpunkten gekommen, die wir dann in unseren respektiven Gremien abgestimmt haben. Auf dieser Basis haben die Juristen der beiden Partner einen Vertragsentwurf erstellt, den wir rasch konsentieren konnten.

Stefan Kleinert: Über die Sommermonate wurde dieser dann unterschrieben und ist jetzt bestandskräftig. Für uns ist das sehr wertvoll. Denn bei uns steht die Entscheidung an, ob wir hinsichtlich der ärztlichen Dokumentation für die von uns entwickelten IT-Tools wie das Neupatientensystem RhePORT gänzlich auf RheMIT setzen und dieses über Schnittstellen anbinden. Das bedeutet für uns eine Investition, die natürlich auch längerfristig gesichert sein muss.

Konkret: was sind die Eckpunkte der Kooperation?

Silke Zinke: Wir haben uns sehr pragmatisch für ein Mehr-Schritt-Modell entschieden. In einer ersten Phase ging es um die Vereinbarung einer gemeinsamen Interoperabilitätsstrategie. Dahinter steckt die gegenseitige Zusicherung, dass IT-Tools über Schnittstellen miteinander verbunden werden sollen, um Mehrfacherfassungen derselben Daten zu vermeiden. Außerdem wollen wir in dieser ersten Phase auch gemeinsam Projekte initiieren und eine Finanzierung durch Drittmittel bewerkstelligen.

Stefan Kleinert: Die von uns gemeinsam mit der STAR Healthcare GmbH entwickelte App RheCORD befindet sich gerade in Vorbereitung eines Antrags auf Zulassung als Digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) – ein steiniger Weg. Im Vertrag ist festgehalten, dass Erlöse aus einer möglichen DiGA RheCORD nach Abzug der Kosten auch in die Weiterentwicklung der IT-Systeme fließen sollen. Längerfristig haben wir im Vertrag auch die Möglichkeit festgehalten, dass Gewinne aus RheCORD in die Weiterentwicklung von RheMIT oder in die Reduzierung von Lizenzkosten für die Nutzer eingebracht werden können. Dazu bedarf es aber auch noch einiger Gespräche, um die Details zu klären. Relevant wird dieses Thema ohnehin erst 2025 – wenn alles gut läuft.

Silke Zinke: Uns war es besonders wichtig, dass wir vertraglich festhalten, dass es keine Monopolisierung bestimmter IT-Anwendungen wie RheCORD seitens des BDRh geben wird. Wir haben uns hier Pluralität auf die Fahnen geschrieben, jedoch vereinbart, dass wir uns natürlich gegenseitig über neue Entwicklungen transparent informieren. RHADAR ist bei diesem Punkt sofort mitgegangen.

Stefan Kleinert: Wir haben auch das Thema der Erhebung von Versorgungsdaten aus der Kooperation ausgeklammert. Die Erhebung von Versorgungsdaten bleibt auf Einrichtungen beschränkt, die in der RheumaDatenRhePort GbR organisiert sind oder Einrichtungen, die sich hier anschließen. Das Ziel der Kooperation ist die Weiterentwicklung digitaler Anwendungen.

Wie könnte es weitergehen?

Stefan Kleinert: Die Kapazitäten unserer Gruppe sind derzeit durch die Entwicklung von RheCORD zur DiGA stark gebunden. Aber ab Mitte 2024 können wir uns sehr gut vorstellen, gemeinsam mit dem BDRh neue Projekte zu initiieren und dafür in die Drittmitteleinwerbung zu gehen.

Silke Zinke: Ich persönlich würde mir auch von der Kooperation eine Verbreiterung der Basis an digitalaffinen Kolleginnen und Kollegen bei der Weiterentwicklung von RheMIT wünschen. Diese Arbeit wurde in den letzten vier Jahren von einer sehr kleinen Gruppe geleistet. Hier ist jeder konstruktiv Mitdenkende sehr willkommen! Ich denke, wir sind hier auf einem guten Weg.

Haben Sie vielen Dank für Gespräch!