NEU IM BUNDESVORSTAND DES BDRH

Dr. Marius Hoepfner stellt sich vor

Dr. Marius Hoepfner

Dr. Marius Hoepfner

Herr Dr. Hoepfner, erzählen Sie uns doch etwas über Ihren rheumatologischen Werdegang.

Eigentlich fing alles mit einer Prüfung zum Thema Immunologie im meinem 3. Studienjahr an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) an. Da ich damals gefühlt der Einzige war, der sich für immunologische Themen interessierte, wurde ich unmittelbar zum „Einäugigen unter den Blinden“. Daher entschied ich mich kurzerhand meine Promotion in diesem Bereich durchzuführen.

Mein Doktorvater war Professor Torsten Witte, heute Direktor, damals noch Oberarzt der Klinik für Immunologie und Rheumatologie der MHH. Es ging um die Erforschung von Biomarkern beim adulten Morbus Still. Somit tauchte ich mehr und mehr in den Bereich der Rheumatologie ein. 2016 fing ich schließlich als Assistenzarzt in der Klinik an und setzte meine Weiterbildung bis 2022 dort fort. Das letzte Jahr meiner Weiterbildung verbrachte ich dann in der Praxis für Rheumatologie und Osteologie in Hildesheim, die Dr. Ulrich von Hinüber in den 1990er-Jahren gegründet hatte.

Nachdem ich zuvor in der Hochschule die seltenen und speziellen Fälle kennenlernen und behandeln durfte, konnte ich nun Erfahrungen in der alltäglichen Versorgung von Patienten mit Gelenkschmerzen sammeln. Eine gute Regelversorgung der Patienten in der Praxis gewährleisten zu können und gleichzeitig ein offenes Auge für seltene Erkrankungen zu behalten, macht für mich einen großen Reiz der Rheumatologie aus.

Haben Sie bereits berufspolitisch Erfahrung? Was hat Sie bewogen, sich für eine Tätigkeit im BDRh-Bundesvorstand aufzustellen?

Ich habe mich bereits in der Studienzeit in diversen Gremien der Hochschulpolitik engagiert. Damals konnte ich erste Erfahrungen sammeln und feststellen, dass es Spaß machen kann, selbst zu gestalten und Projekte in die Hand zu nehmen. Spätestens seitdem ich in der Praxis in Hildesheim tätig bin, kam ich nicht mehr umhin, mich auch um berufspolitische Themen zu kümmern, da Dr. von Hinüber selbst über Jahrzehnte aktiv in diesem Bereich war und ich von der bereits vorhanden Expertise profitieren kann.

Meine Tätigkeit als Stellvertreter im Landesverband Niedersachsen und im Rheumazentrum Niedersachsen hat mich motiviert, auch auf Bundesebene mitwirken zu wollen und gestalten zu können.

Gibt es bestimmte Themen, mit denen Sie sich besonders identifizieren und bei denen Sie aktiv werden wollen?

Aufgrund meines verhältnismäßig jungen Alters kann ich behaupten, relativ nah an den Gedanken, Wünschen und auch Sorgen der jungen Kolleginnen und Kollegen zu sein. Die medizinische Landschaft hat sich verändert und fußt nicht mehr auf denselben Paradigmen wie noch vor 30 Jahren.

Die Einstellung zur Arbeit ist eine andere, 70 Stunden pro Woche zu arbeiten ist kein Selbstzweck mehr. Das kann man bedauern – man kann aber auch darauf reagieren und die Vorzüge der Niederlassung aufzeigen, die sich durchaus attraktiv und flexibel gestalten lässt.

Insgesamt haben wir heute mehr berufstätige Ärztinnen und Ärzte als je zuvor (2022 waren 421.303 bei den Landesärztekammern gemeldet). Während also früher Wenige etwas mehr gearbeitet haben, arbeiten heute Mehr etwas weniger. Das klingt erst mal verdächtig nach Faulheit und Auswüchsen der viel zitierten Work-Life-Balance. Es ist aber hauptsächlich der Tatsache geschuldet, dass die familiären Konzepte sich geändert haben: Weg vom Alleinversorger und hin zur Aufteilung der beruflichen und familiären Arbeit.

Wenn wir es also schaffen, dass wir viele junge Mediziner für die Rheumatologie begeistern können, so ließe sich eine vernünftige Versorgung auch in Zukunft aufrechterhalten. Wir müssen also dafür sorgen, dass sowohl die Rheumatologie als Fach, als auch die Arbeitsbedingungen in der Praxis attraktiv sind und noch attraktiver werden. Keinesfalls sollten wir uns die Butter vom Brot nehmen lassen, weder von bestimmten politischen Akteuren noch von ausschließlich profitorientierten Großunternehmen.

Kurzum: Meine Schwerpunkte sehe ich derzeit bei den Themen Versorgung und Nachwuchsgewinnung. Wichtig und interessant finde ich auch Labor und Digitalisierung – da gibt es für mich noch viel zu lernen und zu entdecken.

Haben Sie vielen Dank für das Gespräch!