RHEUMATOLOGISCHE FACHASSISTENZ

Fortbildungsveranstaltung des Fachverbandes

Der jährlich stattfindende Kongress des Bundesverbandes Deutscher Rheumatologen in Berlin, seit der Pandemie in diesem Jahr zum zweiten Mal in Präsenz, stand unter dem Motto: „Bewährtes bewahren - Innovation schaffen“.

Die Hauptthemen waren die Nachwuchsförderung, der Fachkräfte- und ein genereller Personalmangel bei steigenden Patientenzahlen, Delegation und Digitalisierung. Die medizinischen Themen kamen auch nicht zu kurz und berufspolitisch wurden u. a. die herausfordernden Verhandlungen mit den Kostenträgern platziert. Beleuchtet und diskutiert wurden Modelle, die jungen Rheumatologen den Weg in die Niederlassung erleichtern, die Möglichkeiten der verschiedenen Versorgungskonzepte (Selektivverträge, ASV, DMP) und die zunehmend wichtige Rolle der Rheumatologischen Fachassistenz. Deutlich wurde, dass die rheumatologische Versorgung in Deutschland vor einer Belastungsprobe steht und daher die Vernetzung und der Austausch aller Beteiligten in der Patientenversorgung unabdingbar ist.

Somit fand die Fortbildungsveranstaltung des Fachverbandes Rheumatologische Fachassistenz e. V. zum zwölften im Rahmen des BDRh-Kongresses statt, wodurch rheumatologische MFAs und RFAs von beiden Veranstaltungen profitieren konnten. Denn die Rheumatologie ist eine innovative und erfolgreiche Fachdisziplin, mit hohem Engagement in der Fort- und Weiterbildung. Sinnhaft und zukunftsweisend neue Wege zu gehen und diese als Team gemeinsame aktive gestalten, sich gut zu vernetzen und voneinander lernen, sollte daher die zielführende Aufgabe sein.

Die Themen boten ein buntes Portfolio, gestartet wurde mit einem sehr interessanten Beitrag, der nicht nur für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen eine Rolle spielt, sondern grundsätzlich im Umgang miteinander, die Rede ist von der „Psychologie im Alltag – Wie Denken, Fühlen und Handeln wir?“ Was ist notwendig, damit wir uns und unser Handeln bzw. auch andere besser verstehen? Wie können wir Interaktionen positiver gestalten, selbst wenn die Ausgangsbotschaft möglicherweise das Gegenteil aussagt. Welche Rolle spielen negative und positive Emotionen, die wechselnde Tagesform z. B. verbunden mit Stress, Erfolgserlebnissen, haben Ernährung und persönliche Werte Einfluss, wann treffe ich wann welche Entscheidungen.

Im Anschluss gab es den Vortrag, wo Emotionen ebenfalls eine Rolle spielen: „Hormone der Frau − Was haben sie mit Rheuma zu tun? Es wurde u. a. betont, dass das männliche und weibliche Immunsystem unterschiedlich ist, die verschiedenen Phasen der Hormonzyklen erläutert und welche Auswirkungen sich bei RA, den entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen und der Psoriasis-Arthritis zeigen.

Mit einer spannenden Fallvorstellung ging es dann weiter im Programm. Hier konnten die Teilnehmer parallel mit überlegen, um welche Diagnose es sich handeln könnte, erkennen, dass es durchaus Krankheitsbilder gibt, die nicht eins zu eins aus dem Lehrbuch zu entnehmen sind und wie wichtig Teamarbeit, Fachwissen und eine wache und aufmerksame Beobachtungsgabe ist. „Heterogenität bei Psoriasisarthritis – Was ist die richtige Therapie für welchen Patienten?“ wurde danach beleuchtet. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass diese Erkrankung viele Gesichter hat, es mittlerweile gut wirksame Therapieoptionen, aber bis jetzt keine speziellen Marker gibt und die Diagnose rein klinisch gesichert wird. Des Weiteren geht die Psoriasis nicht immer mit einer Arthritis einher oder tritt ggf. viel später auf und bei Enthesitis zeigen sich oftmals negative Inflammationsparameter, daher Obacht.

Als letzten Beitrag gab es noch eine ausführliche Vorstellung zu den „Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGAs)“, die mit gewissen Voraussetzungen per Rezept bei GKV-Versicherten zu verordnen sind, was einen erheblichen Genehmigungsaufwand bedeutet, z. B. ist eine Voraussetzung, dass die DiGA einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung leistet, das BfArM ist die zuständige Behörde für die Zulassung als Medizinprodukt. Die Erstattung von DiGAs ist in der PKV noch nicht final geregelt.

Bisher gibt es keine rheumaspezifischen DiGAs, lediglich zu Begleit- und Folgeerkrankungen, z. B. Depression und Diabetes. Was es gibt, sind Apps, die der reinen Wissensvermittlung dienen und Apps (keine DiGAs) als Alltagsbegleiter von Patienten mit rheumatischen Erkrankungen, die bei der Krankheitsbewältigung unterstützen, z. B. mittels Anleitungen zur Entspannung und Bewegungsübungen.

DiGAs sind noch nicht in der Versorgung angekommen, es besteht eine freie Preisgestaltung im ersten Jahr von ca. 119 Euro für eine Einmallizenz bis zu 952 Euro für 90 Tage. Sind DiGAs dauerhaft aufgenommen liegt der Preis derzeit bei ~ 500 Euro pro Quartal (Quelle: GKV-Spitzenverband). Die Nutzung der DiGAs kann als Teil der Behandlung ein ergänzender Baustein sein, es bleibt spannend, was der technische Fortschritt noch im Gepäck hat.               


Ulrike Erstling
1. Vorsitzende
Fachverband Rheumatologische Fachassistenz e. V.
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