Sjögren-Syndrom

Auch Patienten mit wenig Mund- oder Augentrockenheit auf der Rechnung haben

Bislang hat sich keine Studie gezielt mit der klinischen Präsentation von Patienten mit Sjögren-Syndrom (SjS) mit keiner oder wenig Trockenheit beschäftigt. Das Ziel einer französischen Studie von Raphaele Seror, Paris, und Kollegen war es daher, solche Patienten mit einem primären SjS zu charakterisieren und mit „typischen“ Patienten mit Mund- oder Augentrockenheit zu vergleichen.  

In der Studie wurden gemäß den AECG- oder ACR/EULAR-Kriterien diagnostizierte SjS-Patienten eines tertiären Referenzzentrums eingeschlossen und solche mit hohem oder niedrigem Level von subjektiven oder objektiven Symptomen von Trockenheit verglichen.

In die vergleichende Analyse gingen 509 SjS-Patienten mit hohem (n=456) oder niedrigem (n=53) Level subjektiver Trockenheit und 472 für den Vergleich von Patienten mit (n=359) oder ohne (n=113) hohe Trockenheit ein. Im Vergleich der Patienten mit hoher subjektiver Trockenheit waren jene ohne dieses Merkmal signifikant jünger (median 49 vs. 58 Jahre;  p<0,01), wurden früher diagnostiziert (mediane Zeit ab erstem Symptom 2 vs. 4 Jahre;  p=0,0056), häufiger Anti-SSA-positiv (83 vs. 64 %; p=0,008) und hatten seltener eine fokale  Sialadenitis in der kleinen Speicheldrüsenbiopsie (69 vs. 83 %; p=0,02). Die Patienten ohne ausgeprägte objektive Trockenheit (n=113) waren im Vergleich ebenfalls jünger (51 vs. 58 Jahre; p<0,001) und häufiger Anti-SSA-positiv (79 vs. 63 %; p=0,002). In beiden Gruppen wurden keine Unterschiede bezüglich der Krankheitsaktivität verzeichnet.  Fazit: Die SjS-Patienten mit keiner oder wenig ausgeprägter subjektiver bzw. objektiver Mund- bzw. Augentrockenheit waren im Schnitt jünger, erhielten – vermutlich aufgrund eines akuteren Krankheitbeginns – rascher ihre Diagnose und waren öfter Anti-SSA-positiv. Vor allem bei frühem Beginn sollte von Rheumatologen daher auch bei weitgehendem Fehlen typischer Trockenheitsmerkmale die Diagnose eines primären SjS nicht ausgeschlossen werden.

Quelle: RMD Open 2023; 9(4): e003291