KOLLAGENOSEN

CAR-T-Zelltherapie auch jenseits des SLE ein Erfolgsmodell

Abb.: Verlauf von SLEDAI-2K, Anti-dsDNA- und C3-Spiegel sowie Proteinurie bei den 8 SLE-Patienten

Abb.: Verlauf von SLEDAI-2K, Anti-dsDNA- und C3-Spiegel sowie Proteinurie bei den 8 SLE-Patienten

Nachdem im März 2021 am Universitätsklinikum Erlangen erstmals bei einer Patientin mit schwerem, refraktären systemischem Lupus erythematodes (SLE) der Einsatz von Chimären CD19-Antigenrezeptor-T (CAR-T)-Zellen erprobt und angesichts des auf dem EULAR-Kongress 2022 berichteten enormen Erfolges klar wurde, dass dieses Therapieprinzip ein großer Schritt in die Zukunft sein könnte, hat sich viel getan. So machten inzwischen auch andere Arbeitsgruppen erste positive Erfahrungen mit der CAR-T-Zelltherapie – nicht nur bei SLE. Derweil publizierte die Gruppe um Georg Schett, Erlangen, jetzt Follow-up-Daten einer Fallserie von nunmehr 15 Patienten mit schweren Kollagenosen.

Dass mit der CAR-T-Zelltherapie über eine tiefe B-Zell-Depletion tatsächlich ein Reset des aberranten Immunsystems zumindest mittelfristig möglich ist, belegen die jetzt vorgestellten Daten von 15 auf median 5 (2-14) immunsuppressiven Therapien inkl. B-Zell-Depletion (n=8) und Cyclophosphamid (CYC, n=9) versagenden Patienten mit SLE (n=8, davon 7 weiblich, im Mittel 27 Jahre, medianer SLEDAI-2K 13, Biopsie-bestätigte Glomerulonephritis Grad III oder IV), idiopathischen entzündlichen Myositiden (IIM; n=3, 2 weiblich, im Mittel 42 Jahre, alle mit ILD, medianer Kreatinkinase-Spiegel 4.298 U/l) und systemischer Sklerose (SSc; n=4, 1 weiblich, im Mittel 45 Jahre, alle mit ILD, medianer mRSS 25,5). Das mediane Follow-up erstreckte sich über 15 Monate (max. 29 Monate). Die Effektivität wurde über bis zu zwei Jahre anhand der DORIS-Remissionskriterien (SLE), der ACR/EULAR-Kriterien für ein gutes klinisches Ansprechen (IIM) und dem EUSTAR-Aktivitätsindex (SSc) bewertet. Im Fokus stand zudem die Sicherheit in Bezug auf die Entwicklung eines Zytokin-Release-Syndroms (CRS), Immunzell-assoziierten Neurotoxizitätssyndroms (ICANS) oder von Infektionen.

Anhaltende medikamentenfreie Remission

Nach T-Zell-Apherese, Aufreinigung, Virus-Transfektion mit dem CD19-Rezeptor, Expansion und Reinfusion der modifizierten CAR-T-Zellen nach Konditionierung mit Fludarabin und CYC expandierten diese in vivo bis etwa Tag 9 nach der Infusion, um dann über ca. 2-3 Monate bis zur Nachweisgrenze abzufallen. Die B-Zell-Depletion setzte innerhalb weniger Tage ein und hielt im Mittel 112 (±47) Tage an. Die Patienten blieben für durchschnittlich 15,6 Monate progressionsfrei, 100 % befinden sich in Vollremission. Alle 8 SLE-Patienten haben eine DORIS-Remission (SLEDAI 2K-Score =0), der Anti-dsDNA-Antikörperspiegel fiel auf null, der Komplement C3-Spiegel stieg an bzw. normalisierte sich und es kam zu einem drastischen Rückgang der Proteinurie (Abb.). Alle IIM-Patienten zeigen eine ACR/EULAR-Remission und alle mit SSc einen deutlichen Rückgang des EUSTAR-Aktivitätsindex-Scores. Immunsuppressive Therapien wurden bei allen Teilnehmern vor dem CAR-T-Zelltransfer komplett gestoppt und mussten bislang nicht wieder aufgenommen werden.

Zu einem CRS kam es bei 10 der Patienten (66 %), wobei dieses mit meistens Grad 1 eher schwach ausgeprägt war. Nur in einem Fall kam es zu einem CRS Grad 2 und ICANS Grad 1 (6 %), womit diese aus der Hämatologie bekannte therapieassoziierte Morbidität seltener und schwächer auftrat. Im weiteren Verlauf kam nur zu einer Pneumonie mit Hospitalisierung und einer Herpes Zoster-Infektion. Die Impftiter wurden durch die CAR-T-Zelltherapie nur moderat abgesenkt, was auf eine Persistenz langlebiger Plasmazellen hinweist.

Kompakt

Die Ergebnisse der CAR-T-Zelltherapie bei Patienten mit zuvor schweren, refraktären Verläufen sind beeindruckend, die Sicherheit bislang gut. Dennoch wird man weitere Daten zum Langzeitverlauf derart aufwändig therapierter Patienten abwarten müssen – sowohl im Hinblick auf Wirksamkeit wie auch zur Sicherheit. Vertiefende Erkenntnisse zur CAR-T-Zelltherapie werden bereits im Rahmen der in Erlangen durchgeführten CASTLE-Studie erhoben, für die derzeit weitere Patienten mit schweren Formen von SLE, SSc und IIM rekrutiert werden.

Quelle: N Engl J Med 2024; 390(8): 687-700