PSORIASIS-ARTHRITIS

Ermutigende Schritte hin zu einer besseren Früherkennung

Für eine frühere Diagnosestellung der Psoriasis-Arthritis (PsA) ist es essenziell, das Risiko von Patienten mit Plaque-Psoriasis (Pso) für die Entwicklung einer PsA besser einschätzen zu können. Gleich zwei kanadische Studien lassen hier aufhorchen. So entwickelte eine Expertengruppe um Lihi Eder, Toronto, mit PRESTO ein einfaches, skalierbares Tool, das eine relativ gute Risikoprädiktion für PsA bei Pso-Patienten erlaubt. Noch viel besser funktioniert laut Dafna D. Gladman, Toronto, die Vorhersage eines Übergangs von Pso zur PsA anhand von DNA-Methylierungsprofilen – aufgrund des hohen Aufwands (und der Kosten) bleibt das aber zunächst Zukunftsmusik.

Zunächst zum PRESTO-Kalkulator, der für Rheumatologen kostenfrei im Internet unter sharpmindtill120.x10host.com/PRESTO-PsA/ zur Verfügung steht. Im Rahmen der Entwicklung dieses Tools analysierte die Gruppe aus Toronto Daten einer prospektiven Kohorte von 635 Pso-Patienten, die zum Zeitpunkt des Einschlusses noch keine PsA aufwiesen. Die Teilnehmer wurden jährlich von Rheumatologen auf die Entwicklung einer PsA überprüft. Informationen zu Demografie, Psoriasis-Charakteristika, Komorbiditäten, Medikationen und muskuloskelettalen Symptomen wurden für die Entwicklung eines PsA-Prädiktionsmodells genutzt. Binäre Regressionsmodelle wurden für die variable Selektion während der Adjustierung auf die Psoriasis-Dauer angelegt. Das Risiko für die Entwicklung einer PsA wurde über Zeiträume von 1 und 5 Jahren geschätzt und die Performance der Modelle anhand der Fläche unter der Kurve (AUC) und Kalibrierungsplots untersucht.

PRESTO-Tool: Sinnvolle Hilfe für die Praxis

Von den 635 Pso-Patienten entwickelten 51 bzw. 71 nach 1 respektive 5 Jahren eine PsA. Das Risiko für die Entwicklung einer PsA innerhalb eines Jahres war assoziiert mit jüngerem Alter, männlichem Geschlecht, Psoriasis-Familienanamnese, Rückensteife, Tüpfelnägeln, Gelenksteifigkeit, Gebrauch von Biologika, globaler Patientengesundheit und Stärke der Schmerzen (AUC 72.3). Das Risiko für die Entwicklung einer PsA innerhalb von 5 Jahren war hingegen assoziiert mit Morgensteifigkeit, psoriatischen Nagelläsionen, dem Schweregrad der Psoriasis, Fatigue, Schmerzen und dem Gebrauch systemischer nicht-biologischer Medikationen oder einer Phototherapie (AUC 74,9). Die Kalibrierungsplots zeigten eine letztlich angemessene Übereinstimmung zwischen den prädizierten und beobachteten Wahrscheinlichkeiten. Mit dem PRESTO-Tool kann somit anhand einfach zu erfassender klinischer Variablen mit recht guter Genauigkeit bei Pso-Patienten das Risiko für die kurz- oder mittelfristige Entwicklung einer PsA vorhergesagt werden – Dermatologen könnte es helfen, Patienten zu identifizieren, die öfter rheumatologisch kontrolliert werden sollten. (1)

DNA-Methylierung: Neue Biomarker für PsA-Risiko

Die Regulierung der Genexpression durch DNA-Methylierung kann pathophysiologische Prozesse bei PsA potenziell triggern oder aufrechterhalten. Die Gruppe aus Toronto versuchte nun DNA-Methylierungsmarker zu identifizieren, die bei Pso-Patienten noch vor der Entwicklung muskuloskelettaler Beschwerden den Übergang zur PsA prädizieren. Hierzu wurde die genomweite DNA-Methylierung in Blutproben von Pso-Patienten, die eine Arthritis entwickelten und solchen, bei denen dies nicht eintrat, untersucht (Biologika-naiv, gematcht auf Alter, Geschlecht, Psoriasis- und Follow-up-Dauer). Die Methylierungs-Unterschiede zwischen beiden Gruppen wurden mittels multivariater linearer Regressionsmodelle, in die klinische Kovariable (Alter, Geschlecht, BMI, Rauchen) einflossen, erfasst. Dabei wurde ein Set von 36 hochrelevanten Methylierungsmarkern (auf Falscherkennungsrate adjustierte p-Werte <0,05 und minimale Veränderung der Methylierung von 0,05) über 15 Gene hinweg und in mehreren Zwischengenregionen identifiziert. Ein Klassifikationsmodell auf Basis dieser Marker identifizierte recht genau Pso-Patienten mit und ohne Übergang zur PsA (AUC 0,96). Bei alleiniger Betrachtung der Pso-Patienten (vor ersten Gelenkbeschwerden), die eine PsA entwickelten, betrug die Genauigkeit beachtliche 93 %. Bis zur Anwendung dieser Methodik in der Praxis dürfte es aber noch ein weiter Weg sein. (2)

Quellen:
1 Arthritis Rheumatol 2023; doi: 10.1002/art.42661
2 Arthritis Rheumatol 2023; doi: 10.1002/art.42654