SYSTEMISCHER LUPUS ERYTHEMATODES

Kann MMF bei ruhigem SLE abgesetzt werden?

Bei Patienten mit SLE und vor allem Lupusnephritis (LN) wird häufig Mycophenolat Mofetil (MMF) eingesetzt, dass aber gerade langfristig mit einem erhöhten Infektionsrisiko oder Malignitäten assoziiert ist. Ob und wann ein Absetzen von MMF bei ruhigem SLE möglich ist, war nur unzureichend untersucht. US-amerikanische Experten um Judith A. James, Oklahoma City, prüften nun in einer multizentrischen, offenen, randomisierten Studie die Effekte eines MMF-Entzugs auf das Risiko einer klinisch signifikanten Reaktivierung bei Patienten mit ruhigem SLE auf einer MMF-Langzeittherapie.

In der an 19 US-Zentren durchgeführten 5-Jahres-Studie wurden 102 Patienten (18-70 Jahre, die ACR 1997-SLE-Kriterien erfüllend) mit einem klinischen SLEDAI-Score <4 und stabiler oder reduzierter MMF-Therapie für ≥2 Jahre (renale Indikation) bzw. ≥1 Jahr (nicht-renaler SLE) im Verhältnis 1:1 für 60 Wochen auf den Entzug (Tapering über 12 Wochen, n=52) oder Erhalt von MMF in der Baseline-Dosis (1-3 g/Tag, n=50) randomisiert. Eine Nicht-Unterlegenheit bezüglich einer klinisch signifikanten Reaktivierung der Erkrankung mit einer Dosiserhöhung oder der Gabe neuer Immunsuppressiva (IS) war der primäre Endpunkt in der modifizierten Intention-To-Treat (ITT)-Population). Letztere umfasste 100 Teilnehmer (Entzug, n=51; Erhalt, n=49) in einem mittleren Alter von 42 Jahren und mit einer Krankheitsdauer von 13 Jahren (84 % Frauen, 76 % mit LN-Vorgeschichte, SLEDAI 2,2, MMF-Dosis 1,6 g/Tag).

Zu Woche 60 erreichten in der Entzugs- bzw. Erhaltungsgruppe 18 vs. 10 % der Patienten den primären Endpunkt, das Risiko einer klinisch signifikanten SLE-Reaktivierung betrug 11 % (95% KI 5-24) in der Erhaltungs- und 18 % (95% KI 10-32) in der Entzugsgruppe, was einem Risikoanstieg bei MMF-Entzug von 7 %  entsprach und als nicht signifikant unterlegen gewertet wurde (einseitiges oberes 85 %-Konfidenzlimit 15 %). Jedoch kam es zum Anstieg von Flares und einer Verschlechterung der Krankheitsaktivität. Vorteile waren bei nicht mit Lupus-assoziierten unerwünschten Ereignissen (27 vs. 40 %) sowie dem Infektionsrisiko (46 vs. 64 %) erkennbar. Eine vorherige Studie hatte bei LN eine Unterlegenheit des Absetzens gezeigt, bei SLE scheint dies – nach sorgfältiger Abwägung der Vor- und Nachteile (mehr Schübe!) – besser möglich zu sein, für definitive Aussagen würde aber wohl eine größere Studie benötigt.

Quelle: Lancet Rheumatol 2024; 6(3): e168-e177